by jupp
Das L-Wort
Eine Erklärung
Eine Nacht. Eine Halle, die ein verkleidetes Stadion ist. In ihr der offene Wahnsinn. Eine lichtgewitternde Videoleinwand von der Höhe eines Mietshauses, wie außer Kontrolle um sich selbst kreisende Scheinwerferbatterien, Trockeneiskanonen, sechsunddreißigtausend entfesselte Menschen, die einen Höllenlärm machen, ein unüberschaubares Gewusel tanzender Fahnenschwenkerinnen auf einer gigantischen Bühne. Das Ganze wirkt, als hätte man einen beträchtlichen Teil des Karnevals in Rio auf einen Weltraumbahnhof gebeamt, kurz nachdem anarchistische Rebellen die Steuerung der Laserbatterien gehackt haben. Und da, in der Mitte dieses tosenden Deliriums, kommt eine schwitzende, am Rande der Überdrehung knüppelnde Rockabillykapelle aus der Kurve und stürzt sich in die letzte Bridge, als ginge es um ihr Leben. Der Sänger ist am Anschlag, der walking bass tritt ihm in den Arsch, und die Bläser schießen goldfunkelnde Pfeile in seinen Rücken – jetzt, jetzt hat er es geschafft, „there’s no escape“, ein letzter blechschmetternder Dominantseptakkord und –
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