Warten
Ich sitze im Zug. Die Sekunden dehnen sich lang, wie die ineinander laufenden Streifen vor den Fenstern, die Felder wie mit einer breiten Bürste dahingewischt. Die Farben übereinander, braune Böschung, grün bis ockergelbe Flure, und vom Himmel das Blau. Mit trotziger Kraft. Man kann sich nicht denken, dass die Zeit es schaffen mag, den Tag je zum Ende zu zwingen. Aber helfen will ich ihr. Zu sehr ersehne ich den Abend, die Musik, die Begegnung. Ich pflücke meinen trägen Blick von der vorbeiziehenden Gegend, schiebe meinen Rücken wieder gerade an das Sitzpolster und spanne ein wenig die Muskeln an. Anschieben mit kleinen Handgriffen, so gut es eben geht. Ich ordne das Kabel meiner Kopfhörer, fahre mit den Fingern über die Kunststoffschnur bis hin zum Ohrstöpsel. Den rechten. Den linken. Die Zeit voranstupsen. Ich schiebe sie ins Ohr. Rechts. Links. Das Rauschen des Zuges und die Töne des Abteils werden dumpf zugedeckt. Ich warte einen Augenblick, zerteile die Zeit noch einmal und lausche meinem Atmen. Ich will die Erwartung erst im ganzen Körper spüren. Fokussieren auf den kommenden ersten Trommelschlag. Start. Sternenstaub.
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